Impressionen – Zypern erleben
Dass sich mit Zyperns Norden in der Vorstellung der Besucher all die vertrauten Zutaten der mediterranen Welt verbinden, ist nicht falsch: ein endloser Sommer, das warme Meer, relaxte Stimmung, tafeln in lauer Abendluft. Aber da ist noch mehr.
Noch nicht Asien und eigentlich nicht mehr Europa, doch wichtiges Scharnier zwischen drei Kontinenten, war es ihre geopolitische Lage, die der Insel zum Verhängnis wurde. Kleinasiatische Völker, Griechen, Perser, Phöniker, Assyrer, Ägypter, Römer, Araber, Venezianer, Europas Kreuzfahrer, die Osmanen und schließlich die Briten beherrschten und kolonisierten, verschacherten und verschenkten das Eiland zwischen Abend- und Morgenland. Alle hinterließen ihre Spuren und es gibt kaum einen ähnlich begrenzten Raum auf der Erde, der so viele antike Stätten und historische Plätze aufweist, an denen sich so anschaulich die reiche Geschichte des Landes ablesen lässt.
Das wird nirgendwo deutlicher als beim Durchstreifen des Ausgrabungsgeländes von Salamis oder den herrschaftlichen Ausblicken vom Plateau des Vouni-Palastes, beim Betrachten der spätrömischen Mosaike von Agía Triás oder bei einem Bummel durch die osmanisch geprägten Wohnviertel in Lefkosa.
Wenn sich im Besparmak die Bergzüge im abendlichen Gegenlicht hintereinander staffeln und zu Füßen die See wie ein Seidentuch in verschiedenen Blautönen schimmert, wenn die brütende Hitze über der verdorrten Messarya-Ebene Bilder zentralasiatischer Steppen Gegenden wachruft und Schwärme von Ibissen, Reihern und Kranichen auf ihrem Weg nach Afrika die Küste kreuzen, wenn der Muezzin ruft und die stampfenden Rhythmen einer fröhlichen Hochzeitsgesellschaft über die Hänge wehen, wenn sich um die Restaurants verheißungsvolle Düfte entfalten und ein hochprozentiger Sundowner auf abendliche Genüsse einstimmt, dann ist man auf dem besten Wege, dem Zauber Nordzyperns zu verfallen.
Und vergessen wir nicht die Spannung, wenn an bestimmten Strandabschnitten des Nachts die gewaltigen Meeresschildkröten Gruben ausheben, ihre Eier ablegen und sich mit letzter Kraft zurück ins Meer schleppen oder denken wir an die aufregende erste Begegnung mit den verwilderten Eseln auf der Karpaz-Halbinsel, als gleich ein halbes Dutzend von ihnen vor dem Auto her trabte und danach das opulente Fischgericht in dem einsamen kleinen Restaurant am Meer, eine adäquate Fortsetzung der kulinarischen Genüsse, die Nordzyperns Küche, diese glückliche Melange aus osmanisch-türkischen, syrisch-libanesischen und griechischen Einflüssen, auf den Tisch zu zaubern versteht.